„In einer Kultur des Wechsels wird der Wechsel selbst problematisch, wenn nicht gar unmöglich. Anders ausgedrückt ist dieses Wandelfieber nichts anderes als das Hindernis auf dem Wege des Wechsels.“
Daniel Barbu, die abwesende Republik
Mit dem 22. Dezember 1989 endet in Rumänien vermeintlich eine Ära der Ohnmacht und Fremdbestimmung dessen Wurzeln weit tiefer reichen, als die der nahezu fünf Jahrzehnte währenden kommunistischen Diktatur. Seit dem Feudalwesen der frühen Neuzeit, wo die Interessen dreier, sich bekriegender, Großmächte die Geschicke der rumänischen Ethnie bestimmen, bis hin zur kurzen Episode der Unabhängigkeit von 1878. Über die chaotischen Jahre beider Weltkriege und der kommunistischen Herrschaft, die in der dynastisch autoritär geführten Diktatur Ceaucescus mündet. Unzweifelhaft kann gesagt werden, dass in ihrer wechselvollen Geschichte die souveräne Entwicklung Rumäniens öfter unterdrückt, denn gefördert wird und unter Ceaucescus Diktat auf den Stand zurückversetzt wird, der dem der Frühmoderne entspricht.
25 Jahre später ist das Land Mitglied der Europäischen Union und rein formell eine freie und souveräne demokratische Republik. Im Zuge des Wunsches eines Anschlusses an die Europäische Union, findet in diesem Zeitraum eine Schrittweise „Europäisierung“ des Landes statt, die gemeinhin als postkommunistische Transformation bekannt ist.
Doch wie verhält es sich nun mit der Souveränität des postkommunistischen Rumäniens, wo doch generationenübergreifend eine Gesellschaft herangezogen wird, in welcher Eigenverantwortung und Selbstbestimmung zugunsten von Gehorsam und Unterordnung gehemmt werden? Wie geht nun diese Gesellschaft mit einem System um, dessen Funktion und Erhalt von ebendiesen Eigenschaften getragen wird? Illustriert der Import westeuropäischer Zivilisation nicht vielleicht doch vielmehr den Trugschluss einer fortschrittlichen Entwicklung, der von den Protagonisten vielmehr er- statt getragen wird?
Schon mit der Unabhängigkeit Rumäniens Mitte des 19ten Jahrhunderts hinterfragt der Philosoph Titu Maiorescu in dem Aufsatz „Gegen die heutige Richtung in der rumänischen Kultur“ die Wertorientierung der rumänischen Gesellschaft in der Fremde und die Ignoranz gegenüber den eigenen Traditionen. Mit den „Formen ohne Gehalt – forme fara font“ prägt er ein Schlagwort, welches sich gegen ebendiese unkritische Nachahmung kultureller Fremdeinflüsse richtet. Jene Formen umschreibt er in ihrer Erscheinungsform als Plagiat, dessen Oberfläche dem Original entspricht, im Inneren jedoch hohl ist, weil es ihm mit der eigenen Realität unvereinbar erscheint.
temporärer Kunstraum – Essen Sanaa-Gebäude, 2015
„In einer Kultur des Wechsels wird der Wechsel selbst problematisch, wenn nicht gar unmöglich. Anders ausgedrückt ist dieses Wandelfieber nichts anderes als das Hindernis auf dem Wege des Wechsels.“
Daniel Barbu, die abwesende Republik
Mit dem 22. Dezember 1989 endet in Rumänien vermeintlich eine Ära der Ohnmacht und Fremdbestimmung dessen Wurzeln weit tiefer reichen, als die der nahezu fünf Jahrzehnte währenden kommunistischen Diktatur. Seit dem Feudalwesen der frühen Neuzeit, wo die Interessen dreier, sich bekriegender, Großmächte die Geschicke der rumänischen Ethnie bestimmen, bis hin zur kurzen Episode der Unabhängigkeit von 1878. Über die chaotischen Jahre beider Weltkriege und der kommunistischen Herrschaft, die in der dynastisch autoritär geführten Diktatur Ceaucescus mündet. Unzweifelhaft kann gesagt werden, dass in ihrer wechselvollen Geschichte die souveräne Entwicklung Rumäniens öfter unterdrückt, denn gefördert wird und unter Ceaucescus Diktat auf den Stand zurückversetzt wird, der dem der Frühmoderne entspricht.
25 Jahre später ist das Land Mitglied der Europäischen Union und rein formell eine freie und souveräne demokratische Republik. Im Zuge des Wunsches eines Anschlusses an die Europäische Union, findet in diesem Zeitraum eine Schrittweise „Europäisierung“ des Landes statt, die gemeinhin als postkommunistische Transformation bekannt ist.
Doch wie verhält es sich nun mit der Souveränität des postkommunistischen Rumäniens, wo doch generationenübergreifend eine Gesellschaft herangezogen wird, in welcher Eigenverantwortung und Selbstbestimmung zugunsten von Gehorsam und Unterordnung gehemmt werden? Wie geht nun diese Gesellschaft mit einem System um, dessen Funktion und Erhalt von ebendiesen Eigenschaften getragen wird? Illustriert der Import westeuropäischer Zivilisation nicht vielleicht doch vielmehr den Trugschluss einer fortschrittlichen Entwicklung, der von den Protagonisten vielmehr er- statt getragen wird?
Schon mit der Unabhängigkeit Rumäniens Mitte des 19ten Jahrhunderts hinterfragt der Philosoph Titu Maiorescu in dem Aufsatz „Gegen die heutige Richtung in der rumänischen Kultur“ die Wertorientierung der rumänischen Gesellschaft in der Fremde und die Ignoranz gegenüber den eigenen Traditionen. Mit den „Formen ohne Gehalt – forme fara font“ prägt er ein Schlagwort, welches sich gegen ebendiese unkritische Nachahmung kultureller Fremdeinflüsse richtet. Jene Formen umschreibt er in ihrer Erscheinungsform als Plagiat, dessen Oberfläche dem Original entspricht, im Inneren jedoch hohl ist, weil es ihm mit der eigenen Realität unvereinbar erscheint.
temporärer Kunstraum – Essen Sanaa-Gebäude, 2015